@ Stephan Bender
„Jede wirklich große Literatur ist eine Satire.“ Na ja, ein bisschen zu zugespitzt, diese These. Nicht jedes Stück Literatur, in dem Ironie vorkommt (was tatsächlich eine Grundkonstante der bedeutendsten Werke der Weltliteratur ist), ist gleich eine Satire. Ein leicht anzuführendes Gegenbeispiel wäre „Moby Dick“. Das kann man wirklich nur mit großer Mühe als Satire auf den Wahlfang oder auf männliches Verhalten oder so bezeichnen.
@ Aléa Torik
Ich würde mir wahrscheinlich gleich zu Beginn einer Beziehung ausdrücklich wünschen, gegen Ende der Beziehung eine umfangreiche Abhandlung über die Gründe vorgelegt zu bekommen, warum ich ein unerträglicher Zeitgenosse bin und man nicht mit mir zusammenleben kann. Aber wahrscheinlich wäre gerade dieser ausdrückliche Wunsch bereits ein Beweis dafür, dass ich tatsächlich ein unerträglicher Zeitgenosse bin – und ein guter Grund, sich von mir zu trennen.
„Ich hab mit ihm Schluss gemacht.“
„Warum?“
„Weil er von mir verlangt hat, dass ich ihm, sollte ich eines Tages mit ihm Schluss machen, einen 67-seitigen Schlussmach-Brief schicke.“
Das ist eindeutig DFW-Logik. Das hab ich jetzt vom vielen Lesen. Aber diese logischen Möbiusschleifen machen auch ziemlich süchtig. Und sind zugleich traurig und witzig, fast in jedem Fall. Etwa bei der Szene, wo Joelle v. D. Don Gately erklärt, warum sie den Schleier trägt.
„Nun, Mr Gately, die Leute kapieren an rüde Verunstalteten und Entstellten nie, dass der Drang, sich zu verstecken, von einem unendlichen Schamgefühl ob des Drangs motiviert wird, sich zu verstecken.“
Das Schlüsselwort ist hier natürlich ‚unendlich‘, da es wortwörtlich zu verstehen ist.